Was für eine Woche! Im Rahmen des SwiM-Projekts (Schüler wohnen im Museum) lebten wir eine Woche lang im wunderschönen Freilichtmuseum in Kommern und zwar in dieser schönen Villa, welche damals der Familie Mannesmann gehörte.
Gekocht wurde wie früher auf Omas Holzofen. Jeden Tag wechselten die Chefköchinnen und Chefköche und servierten uns unterschiedliche Leckereien, die vielleicht nicht immer ganz zeitgemäß waren, aber dafür selbst und frisch gekocht.
Und gutes Essen war wichtig! Jeden Tag mussten wir ordentlich schuften.
Besonders anstrengend waren die Arbeiten in der Landwirtschaft. Bereits am frühen Morgen um 7.45 Uhr ging es hier los, es mussten alle Tiere gefüttert werden, Ställe ausgemistet, Vieh auf verschiedene Weiden getrieben und Futterplätze gesäubert werden.
Dafür durfte man dann aber auch die Pferde und Lämmchen streicheln und sich von kleinen Ferkeln anknabbern lassen.
Neben dem Stallausmisten ging auch das Füttern ordentlich in die Arme und Beine, denn die ganzen Heuballen und Rüben mussten über das gesamte Museumsgelände zu den Tieren gebracht werden.
Das geschah nicht selten mit einem Bollerwagen, der über Waldwege und Kopfsteinpflaster gezogen werden musste – das war an einem sehr verregnetem Tag nicht gerade vergnüglich, aber dennoch spannend.
Das Leben früher war hart, das merkten alle ganz schnell. Beim Schmied waren wir mit Feuer und Flamme dabei, über drei Stunden lernten wir hier die Grundlagen des Handwerks und schmiedeten Nägel und wunderschöne Anhänger in Blattform.
Dabei musste stetig das Feuer in der Esse mit einem Blasebalg geschürt werden, auch das ging ordentlich in die Arme.
Geschmiedet wurde nicht allein, sondern 2-3 Leute mussten abwechselnd auf das Werkstück hämmern. Um im Takt zu bleiben, wurde gesungen oder Volkslieder gepfiffen.
Ordentlich heiß war es auch am Holzofen des Bäckers. Hier wurden Unmengen an Holzofenbroten, Rosinenbrötchen und verschiedene Sorten Süßgebäck wie Hefezöpfe und Streuselkuchen gebacken.
Genau wie überall war auch hier Muskelkraft wichtig, da die Teigmengen groß waren und die Bleche schwer. Nach getaner Arbeit hatte man jedoch absolute Spitzenprodukte, die uns am Nachmittag zu Kaffee (Luxus der Lehrer), Tee oder Kakao bestens gemundet haben.
Schwer unterschätzt wurden zu Beginn auch die Arbeiten in der Hauswirtschaft. Nicht nur die Männer hatten früher Muckis, sondern auch die Frauen. Bevor man kochen oder waschen konnte (puh, das ging auch in die Arme!) musste erst einmal Wasser vom Brunnen geholt werden. Dafür gab es allerdings praktische Transporthilfen.
Das Ernten der Kräuter für den Salat, die Kräuterbutter und die Kräuteröle waren dafür viel angenehmer und leichter. Allerdings war das Kochen direkt auf dem Feuer sehr abenteuerlich, teilweise hatten die Menschen damals noch nicht einmal einen Holzofen!
Umso leckerer schmeckten dann die Kartoffeln nach getaner Arbeit.
Die Tischmanieren waren früher übrigens sehr streng. Kinder mussten beim Essen schweigen. Das war gar nicht so einfach, gerade wenn das Essen so verdammt lecker ist!
Beim Stellmacher hingegen ging es laut und munter zu.
Den Beruf des Stellmachers gibt es heute gar nicht mehr. Früher stellten Stellmacher landwirtschaftlicher Geräte wie Wagen und Räder aus Holz her. Wir produzierten hier Werkzeugkästen, die wir später noch lackieren möchten.
Unterschätzen darf man auch nicht das Handwerk der Korbmacherei: Hier erfährt man die wahre Bedeutung des Wortes HANDwerk. Selbst das Flechten einer kleinen Obstschale geht ganz schön in die Hände und Finger, wie Frau Servatius schmerzlich feststellen musste.
Viel Fingergeschick erfordert auch die Kunst des Filzens. Hier wurde gereinigte und gefärbte Schafswolle mithilfe von Seifenlauge so lange gedreht und gepresst, bis tolle Objekte wie Filzfrösche und Blumenanstecker entstanden.
Doch das Leben früher hatte auch seine schönen und beschaulichen Seiten. Ganz ohne TV und Internet konzentrierten wir uns auf das pralle Leben, was uns umgab.
Wir fanden Blindschleichen und wir retteten Frösche – still und heimlich in unseren Trinkflaschen! Frau Servatius fand das nicht so dolle. Und weil das so aufregend war, brachten wir die Frösche auch noch in die Küche. Frau Walbröhl vermutete zuerst, dass man sie kochen wolle… Aber natürlich wollte man sie nur retten!
Auch ein frei umherlaufendes Schaf retteten wir. Gut, wir verschlossen anschließend das Gatter nicht richtig und ließen somit die gesamte Schafsherde frei, die Frau Walbröhl dann umzingelte, weil sie mit frischen Brötchen zum Haus wollte, aber richtig übel nahm uns das niemand. 😉
Außerdem genossen wir über viele Stunden lang die schöne und beschauliche Atmosphäre im Museum, wenn es am frühen Morgen zur Arbeit ging.
Die Hühner liefen überall im Museum herum, sie waren sogar so zahm, dass wir sie streicheln konnten.
Nachmittags nach der Arbeit erholten wir uns und spielten bis in den späten Abend hinein Fangen und Verstecken in den alten Häusern und im Wald oder beobachteten die zahlreichen Tümpel.
Einen Ausflug in die moderne Zeit gab es außerdem. Die Sommerrodelbahn ist zu Fuß nur 15 Minuten entfernt und somit gönnten wir uns ein paar schnelle Fahrten. Manche von uns bremsten noch nicht einmal vor den Kurven!
Fest steht: Es war eine tolle Klassenfahrt! Die Woche war lehrreich, anstrengend , faszinierend und wunderschön. So manch einer würde die EKS gerne mitten ins Museum stellen, da es sich hier viel besser und spannender lernt. 😉